29.07.2024

Arbeitsschutz im Handwerk: So klappt’s

Das Risiko für Arbeitsunfälle ist in vielen handwerklichen Berufen besonders hoch. Ein Absturz vom Gerüst, ungesicherter Werkzeuggebrauch oder falsche Körperhaltungen können ernsthafte Folgen haben. Um Verletzungen zu vermeiden, gibt es gesetzliche Vorgaben zum Arbeitsschutz im Handwerk. Gleichzeitig entwickeln viele Betriebe eigene Maßnahmen, um das Unfallrisiko zu senken. Was du beachten solltest, erfährst du hier.

Welche Pflichten haben Arbeitgeber?

Als Arbeitgeber bist du dafür zuständig, eine sichere Arbeitsumgebung zu schaffen. Das umfasst:

  • Technischen Arbeitsschutz (z. B. Schutzvorrichtungen, sichere Geräte)

  • Sozialen Arbeitsschutz (Stressprävention, psychische Gesundheit)

  • Unterweisung von Mitarbeiter/innen

Nicht alle Gefahren sind sofort sichtbar. Unzureichender Schutz vor Chemikalien oder individuelle Probleme mit der Körperhaltung können langfristig Folgen haben. Deshalb solltest du technische und gesundheitliche Aspekte gleichermaßen im Blick haben.

Welche rechtlichen Grundlagen regeln den Arbeitsschutz?

Das Thema Arbeitsschutz ist durch verschiedene Gesetze geregelt. Viele Regeln und Verordnungen greifen ineinander, wenn es um die Sicherheit am Arbeitsplatz oder die Folgebehandlung nach Unfällen geht.

Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)

Das Arbeitsschutzgesetz regelt grundlegende Pflichten, etwa die Gefährdungsbeurteilung, die regelmäßige Unterweisung und das Dokumentieren aller Maßnahmen.

Sozialgesetzbuch (SGB)

Im Sozialgesetzbuch finden wir Bestimmungen zur Unfallversicherung und Rehabilitation. Beschäftigte sind gegen Arbeitsunfälle versichert, was Betriebsunfälle und Berufskrankheiten einschließt.

Unfallverhütungsvorschriften (UVV)

Die UVV sind herausgegeben von Berufsgenossenschaften. Die DGUV Vorschrift 1 („Grundsätze der Prävention“) konkretisiert, wie Betriebe Prävention gestalten sollen.

Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) und Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV)

In der Gefahrstoffverordnung finden sich Hinweise zum Umgang mit Chemikalien und in der Betriebssicherheitsverordnung stehen Hinweise zur Sicherheit im Umgang mit technischen Arbeitsmitteln.

Was sind die größten Risiken am Arbeitsplatz im Handwerk?

Es gibt innerhalb des Handwerks typische Quellen von Risiken:

  • Arbeitsmittel: Verletzungen durch Bohrer, Sägen oder andere Werkzeuge

  • Abstürze: Unsichere Leitern oder Gerüste

  • Mangelnde Schutzausrüstung: Fehlende Helme, Handschuhe, Schutzbrillen

  • Chemische Belastungen: Dämpfe von Lacken und Klebstoffen

  • Falsche Körperhaltung: Rückenschmerzen oder langfristige Schäden

Gerade wer neuen oder besonderen Aufgaben gegenübersteht, unterschätzt das Risiko oft. Teile daher im Betrieb offen mit, wo und warum Vorsicht geboten ist.

Sicherheitsmaßnahmen: eine Gefährdungsbeurteilung als Basis

Um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten, brauchst du eine systematische Gefährdungsbeurteilung. Sie ist gesetzlich verpflichtend und lässt sich in verschiedenen Modellen (4- bzw. 7-stufig) durchführen.

Gefährdungsbeurteilung nach dem PDCA-Modell

Das so genannte PDCA-Modell leitet durch vier Stufen von der Planung bis zur entsprechenden Umsetzung, wo Verbesserungen als nötig erachtet wurden. Diese vier Stufen lauten:

  1. Plan: Definiere Ziele und hole alle relevanten Infos ein.

  2. Do: Untersuche Gefahren und lege Schutzmaßnahmen fest.

  3. Check: Überprüfe, ob die Maßnahmen wirken.

  4. Act: Optimiere, wenn die Ergebnisse nicht ausreichen.

Alternativ dazu bietet sich in größeren Betrieben ein siebenstufiges Verfahren an. Die zusätzlichen Schritte erlauben es, auch bei komplexen Betriebsstrukturen nachhaltige Lösungen zu finden. So kannst du Risiken bei der Arbeit minimieren und den Arbeitsschutz stärken.

Siebenstufiges Vorgehen

  1. Bereiche definieren

  2. Gefährdungen ermitteln

  3. Risiken bewerten

  4. Maßnahmen festlegen

  5. Maßnahmen umsetzen

  6. Wirksamkeit prüfen

  7. Gefährdungsbeurteilung aktualisieren

Indem du diese Schritte und die jeweiligen Ergebnisse dokumentierst, kannst du eventuellen Betriebsprüfungen entspannt begegnen und bietest auch Mitarbeiter/innen den höchsten Grad an Sicherheit.

Wirksame Unterweisungen

Arbeitsschutz greift nur, wenn alle wissen, wie sie sich schützen sollten. Plane deshalb regelmäßig Schulungen ein, damit neue Arbeitsabläufe und Schutzmaßnahmen zur Routine werden. Dabei hast du zum Beispiel die folgenden Möglichkeiten:

  • Kurze Hinweise in Meetings

  • Computerunterstützte Lernmodule

  • Präsenzkurse für tiefergehende Themen

Wichtig ist eine klare Kommunikation. Alle sollten sich sicher fühlen, mögliche Risiken anzusprechen und mitzudenken.

Haftung vermeiden durch Dokumentation

Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen lassen sich Risiken nicht vollständig auflösen. Wo Menschen arbeiten, kommt es aus verschiedenen Gründen zu Unfällen. Wenn ein Unfall passiert, schauen Unfallkassen oder Versicherer allerdings genau hin: Wurden Arbeitsschutzpflichten eingehalten? Musst du die Kosten mittragen? Deshalb brauchst du:

  • Gefährdungsbeurteilungen

  • Betriebsanweisungen

  • Nachweise über Unterweisungen

Fehlt etwas davon, drohen dir Bußgelder. Und so belegt zum Beispiel eine lückenlose Dokumentation, dass du deine Pflichten ernst nimmst.

Welchen Mehrwert bietet hervorragender Arbeitsschutz?

Einen angemessenen Arbeitsschutz solltest du auch als Investition in deinen Betrieb verstehen. Nicht nur, dass du rechtliche Probleme vermeidest, wenn du dich an die Gesetze und die Verordnungen hältst. Ein sicherer Arbeitsplatz ist auch gut für deine Beschäftigten und das Miteinander im Betrieb.

  • Gesunde, motivierte Teams

  • Weniger krankheitsbedingte Ausfälle

  • Proaktiver Umgang mit Risiken

  • Besseres Betriebsklima

Gerade bei körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten wie im Handwerk zahlt sich eine nachhaltige Präventionskultur aus. Dazu gehören auch gesundheitsfördernde Maßnahmen wie Rückenschule oder Ergonomie-Checks.

Gibt es sinnvolle Routinen zur Risikominimierung?

Selbst mit klaren Regeln bleibt der Arbeitsalltag oft hektisch. Ermutige deshalb alle Beschäftigten im Betrieb, Hinweise auf unsichere Situationen direkt festzuhalten. Risikoreiche Situationen kannst du zum Beispiel mit Stift und Papier notieren, mit einer Handwerkersoftware dokumentieren, oder direkt per E-Mail kommunizieren.

Fazit: Arbeitsschutz verhindert Haftung

Arbeitsschutz im Handwerk bedeutet weit mehr als Helme und Sicherheitsschuhe. Du musst technische Gefahren ebenso einplanen wie psychosoziale Risiken. Regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen, solide Unterweisungen und eine gute Dokumentation sind dabei essenziell. Damit schützt du nicht nur deine Mitarbeiter/innen vor Unfällen, sondern sparst dir auch Ärger und hohe Kosten im Schadensfall. Eine moderne Präventionskultur stärkt außerdem den Zusammenhalt im Team und sorgt dafür, dass du langfristig von motivierten, gesunden Fachkräften profitierst.

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